Auf der Suche nach paar Ratten...

"Mensch, Karl erzähl schon!" 

"Hey, hey, hey, langsam mein Lieber

jetzt will ich erst mal die frische Luft

und das kühle Bier genießen." 

"Ja natürlich, gönn dir! War es denn so stinkig wie man munkelt?

Und stimmt es, dass sich dort am tiefsten Ort der Slums das Brackwasser sammelt?" 

"Mhhmh, ist das lecker! Verdammt, hab ich ein gutes Bier vermisst! Glaub mir Fridolin, da unten saufen die aus dem Rinnstein. Ein schales, ranziges Bier kostet dort ein Vermögen... Ja und überhaupt, leben die quasi von dem Abfall, den wir hier in der Oberstadt oder im Zentrum der Slums wegschmeißen. Schimmlige Kartoffelschalen, die du selbst deinem Schwein nicht mehr geben würdest, verkochen die dort noch in ihrem Eintopf, der den ganzen Tag vor sich hinbrodelt... 

Dieser Eintopf ist sooo scharf, dass du damit ne ganze Meute Franden unter die Erde bringen könntest. Angeblich machen sie das so scharf, weil es Krankheiten vorbeugen soll... Pfffff....  Wahrscheinlich eher damit es ihnen niemand in den Slums weg frisst." 

"Waaas! Das hört sich ja spannend und eklig an!

Aber wie kommt es überhaupt, dass die dort für alle kochen?" 

"Mhh naja, so wie ich das verstanden habe sind die wie eine große Familie... Man sorgt eben für seine Familie... Ich habe auch gehört, dass die Ratten, wie sie sich selbst nennen, von einer Frau angeführt werden. Kannst du dir das vorstellen!? Sie nennen sie ihre Mutter. Den Namen konnte ich nicht erfahren. Sie sind doch sehr verschwiegen und scheu gegenüber Fremden." 

"Hähhh? Aber sie ist nicht wirklich ihre Mutter, oder?

Das wäre echt krass...." 

"Nein, nein, die Ratten halten zwar zusammen wie Pech und Schwefel, aber ne Familie sind sie nicht. Eigentlich sind die Winkel und Löcher des Kanals nur die letzte Station vor der Ausgrenzung in den Wald. Jeder, der so richtig tief in der Jauche sitzt, landet dort oder es erwartet ihn ein grausamer Tod im Wald... Unter den Ratten sind Krüppel und Aussätzige, Mörder und Ehebrecher, Schuldner und Falschspieler... Eben alles was der Rest der Gesellschaft verabscheut und ausgespuckt hat. Das ist es auch was sie eint. Nur gemeinsam können sie sich gegen andere Banden in den Slums behaupten oder ihre Mitglieder vor der Verfolgung schützen. Du siehst mein Lieber, das einzige was diese armen Schweine noch haben, ist ihre Gemeinschaft. Jeder von Ihnen hasst seine Heimat in der Kloake der Stadt.... Aber es ist die einzige, die sie noch haben..." 

 "Puuuhh okay, das klingt nach ziemlich armen Seelen.

Gibt es denn niemanden, der Ihnen hilft?"  

"Na na na, das kam jetzt vielleicht ein bisschen falsch rüber. Die Ratten leben zwar ein hartes Leben, aber sie haben auch so einige Reichtümer mit denen sie sich unentbehrlich machen für den Rest der Slums und so manchen Oberstädter... Ich hörte von einer Bibliothek in der sie altes Wissen und Lieder sammeln. Für jeden Gelehrten wäre das ein wahrer Glücksgriff. Aber sie kontrollieren ganz genau wen sie in ihr Allerheiligstes lassen. Die Erklärung zu so manchem Rätsel soll dort verborgen sein. Jedoch lassen die Ratten sich den Blick in die alten Manuskripte teuer bezahlen. Ich hörte von Suchenden, die nach der Bibliothek in den Kanälen aufbrachen und Tage später total verwirrt aus dem Wald stürzten. Das wonach sie suchten, haben sie wohl gefunden. Aber ihren Verstand ließen sie dann dort... 

Man munkelt auch von einer seltsamen Verbundenheit der Ratten mit dem Wald...

 

Wie diese aussieht ist mir jedoch völlig unklar. Möglicherweise bringen sie ihm Opfer oder führen andere gottlose Rituale durch...

 

Auf jeden Fall ist gerade dieses dunkle Wissen der Ratten über den Wald der wichtigste Grund warum die anderen Gruppen in den Slums sie respektieren und von Zeit zu Zeit den Kontakt mit Ihnen suchen..." 

"Soll das heißen, die Ratten leben isoliert

von dem Rest der Slums?" 

"Ja, in gewisser Weise schon. Jeder in den Slums weiß, dass es die Ratten gibt, aber nur ganz wenige kennen tatsächlich eine Ratte. Eine Ratte würde niemals sagen, dass sie eine ist. Der Weg zu ihrem Nest durch die Kanäle ist nur ihnen bekannt und führt um tausend Ecken und Winkel. Sie graben wohl auch immer mal neue Gänge und zerstören die Alten.... Du findest dort nur hinein, wenn dich einer von ihnen geleitet... Und wenn du jetzt sagst, na dann kennst du doch eine Ratte, stimmt das sogar... Das Problem ist nur, dass sie Kapuzen tragen und ihr Gesicht verhüllen. Sie stinken, sind Dreck verschmiert und widerlich. So ne Gestalt siehst du dort unten zu Hauf und wenn du denkst, du kennst eine der zwielichtigen Personen, bist du dir im nächsten Moment auch schon nicht mehr sicher. Es ist eben wie wenn du versucht, eine Ratte in einem Ratten Nest wieder zu finden. Unmöglich..." 

"Brrr, mir läuft es kalt den Rücken runter, bei dem Gedanken an diese Gestalten.

Wie schaffen die es denn dann sich gegenseitig zu erkennen?" 

"Naja, das weiß ich nicht so genau. Etwas besonderes ist mir nicht aufgefallen... Aber ich war auch einfach zu sehr damit beschäftigt nicht in Unrat zu treten, nichts verdorbenes zu essen, deren Anweisungen zu folgen und auf mein Leben zu achten...  

Hah, schließlich habe ich die Info, die ich brauchte ja von einem ihrer Informanten erhalten...

 

Des Bäckers Olaf Frau Sigrid teilt das Bett mit einem der Gaukler aus dem Zirkus. Immer nach einer Zirkusvorstellung bringt sie den Gauklern einen frischen Laib Brot und bleibt dann noch länger im Gemach des einen...

 

Eine Ratte hat sie gesehen und ihr Haarband dort gestohlen. Jetzt habe ich endlich etwas in der Hand um dem Bäcker eins auszuwischen..."