Hab Mitleid...

... und sei Misstrauisch, wenn Du eine dieser Gestalten in der Stadt oder gar in einem der Viertel triffst. Oft mag es der Wahrheit entsprechen, dass die erbärmlichen Gestalten etwas zu Essen oder ein wenig Wärme suchen, um die nächste Nacht zu überstehen. Es ist allerdings bezeichnend, dass die Stadtwache und der Richter doch immer auch einen Schuldigen in ihren Reihen zu finden vermögen und es ist nur Vernünftig, dass größere Ansammlungen dieses Gesindels mit eiserner Faust zerschlagen werden. Wahrlich ist es immer ein Schauspiel, wenn einer von ihnen bestraft wird, in Gewahrsam genommen, an den Pranger gestellt oder Dienst zum Wohle der Gesellschaft verrichten soll. Ansonsten verheißt es aber nichts Gutes diesen Geiern zuviel Aufmerksamkeit zu schenken. Sie gar belehren zu wollen, ein hoffnungsloses Unterfangen. Um seine Ruhe vor dem Pack zu haben ist es dienlich eine schnelle Spende zu entrichten. Selbstredend ist wohl auch, dass man auf keinen Fall mit diesen Elenden in Verbindung gebracht werden möchte. Denn schon so manch einer der in deren Sog geraten ist, fand sich schneller als ihm lieb war in einer misslichen Lage wieder, die sein Leben zum Schlechten wendete. Hinter vorgehaltener Hand spekuliert man viel darüber warum und weshalb dieses Loch toleriert wird. Von einem wirklichen Nutzen für Tollgund kann ja kaum die Rede sein. Sind diese dreckigen, widerlichen Slums wirklich nur der Rückzugsort für die Kleinsten und Ärmsten der Gesellschaft? Findet man dort wirklich nur schmuddelige Etablissements, Trickdiebe und die jauchige Kanalisation?

...und fürchte Sie!

... Wenn Du Dich doch irgendwann in den Slums wiederfinden solltest. Denn in ihrem Reich aus Dreck und Schatten wird aus dem Gejagten der Jäger, aus dem Gesetzlosen der Richter, aus dem Gerichteten der Henker. Die hohe, alte Stadtmauer mit dem heruntergekommen Tor ist eine Grenze, die kein Arm des Gesetzes zu überschreiten vermag. Wenn Du Glück hast, fordern die Schläger Ihren Preis für dein Leben direkt ein oder die Bettler haben nur gefallen an deinem Umhang gefunden. Wenn Du Pech hast, gerätst Du an eine der durchtriebeneren Naturen, welche begriffen haben, dass jemanden in Sicherheit zu wiegen oder jemanden einen Gefallen zu schulden weitaus mächtiger sein kann und ein goldener Käfig auch mit dreckigen Händen schnell zu flechten ist. "Man kann alles haben, was man will, wenn man es sich einfach nimmt!" scheint eine der vielen verdrehten Lebensweisheiten dieses Gesindels zu sein. Wenn man wider den vorherigen Ratschlägen handelt und genau lauscht sowie versucht hinter den Schleier aus Rausch und Schmutz zu schauen, scheint in dieser Schlangengrube eben nicht die pure Anarchie oder einfach das Gesetz des Stärksten zu herrschen, sondern es verbirgt sich weitaus mehr dahinter. Diese Erkenntnis selbst ist aber bereits der erste Schritt in den Abgrund!

Ein Ort mit Geschichte...

... welche ein Historiker zusammenfassen würden als den dreckigen Rest der alten Siedlung Tollgund. Ein Überbleibsel aus wehrhafteren Zeiten von Schlachten und Kriegen, die Stadtmauern nötig machten. Ein Relikt aus einer Zeit als die Reichen und Mächtigen noch nicht auf den Hügeln residierten, sondern sich die heutige Stadt in der Entstehung befand und vom nahen Fluss und Wald profitierte. Das mit Blut und Schweiß erbaute Fundament des strahlenden Tollgund , Stadt der Künste. Durch längst vergessene Ereignisse wieder und wieder auf die Grundmauern geschliffen, hinweg gespült und überwuchert. Bildet genau dies heute mit all seinen Ecken, Winkeln und Fragmenten im Schatten des Waldes das Heim für alles Faule und Verdorbene. Von der Mauer über die Gänge und Gassen, bis hin zu den Kanälen, die im Wald münden, kreucht und fleucht es und stetig verändert sich augenscheinlich alles. Es ist nicht ungewöhnlich, dass jemand, dort wo gestern noch ein Durchgang war, heute eine Mauer hochgezogen hat. Das einzige das noch aus der eigentlichen Stadt seinen Weg nach hier unten findet sind die Abwässer, die sich von je her den Hügel herab durch das Labyrinth der Gassen ergießen.

... und verbotenen Früchten!

... Die, wie man munkelt, doch die verführerischsten sind. Angeblich kann im Schutze der Schatten, ungestört von Stadtwache und Obrigkeit, alles ermöglicht und angeboten werden. Ob das seltene und für seine transzendente Wirkung bekannte Kraut oder die "Rück"-Beschaffung des versehentlich verschickten Liebesbriefes an den "Liebsten". Natürlich war offiziell nie jemand von Rang und Namen, dessen Wort Gewicht besitzt, dort unten. Trotzdem mehren sich die Indizien, dass es auch hier Verbindungen gibt...

 

Häufig hört man das Hämmern einer Schmiede, die mit Sicherheit nicht nur Hufeisen fertigt und das unerklärbare Auftauchen und Verschwinden von Räuberbanden im Wald scheint die Theorie von ungesehenen Wegen in den Wald zu bestärken. Tatsächlich soll es dort unten ein Innenhof, eine Art Marktplatz geben, an dem sich all diese Angebote versammeln und das Pack auch zu Fressen und Saufen bekommt. Für den rein hypothetischen Fall man wollte diesen Ort suchen, dann wäre dies ohne Ortskundigen, Schutz und eine Laterne, Selbstmord! In diese engen, schmalen Gassen traut man sich wohl kaum alleine. Gleichzeitig würde aber nur ein todesmutiger Narr, in einer zu großen Gruppe die Gefahr eingehen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Also am besten zu Dritt, vermummt und mit Laterne und Dolch bewaffnet, einen Führer bezahlen und auf das Beste hoffen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Personen mit unlauteren Absichten immer jemanden finden, der sich die Hände für einen schmutzig macht. Einen Vorteil hat all dies auch für den ehrlichen Bürger von Tollgund: Ist einem auf unerklärliche Weise etwas abhanden gekommen, lässt sich erahnen wo man mit seinen Nachforschungen Erfolg haben könnte.